Weihnachtszeit – Geschenkezeit

Der Spekulatius pfeift es schon seit Monaten von den Regalen, so langsam startet der Countdown: das jährliche Konsumspektakel steht wieder vor der Tür!
Bücher sind immer eine gute Geschenkidee zu Weihnachten, und idealerweise kann man andere zum Nachdenken bringen.
Hier sind vier recht unterschiedliche Buchtipps für kalte Wintertage, von feuriger Apokalypse bis zu einer Prise herzerwärmender Liebesgeschichte ist alles dabei. Im Uhrzeigersinn von rechts oben präsentiere ich:

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  • E. O. Wilson: Die Zukunft des Lebens (The Future of Life) – Eine ausführliche Bestandsaufnahme, was die Zerstörung unserer Ökosysteme (überwiegend zur Erfüllung überflüssiger Bedürfnisse), gepaart mit der Überbevölkerung, auf unserem Planeten bereits angerichtet haben, wie alles (wahrscheinlich) mit der Landwirtschaft begonnen hat, und wie die Zukunft aussieht (Spoiler gefällig: düster).
  • Jared Diamond: Kollaps (Collapse) – Auch als Erste-Welt-Bewohner darf man sich nicht sicher sein, dass alles so gemütlich bleibt, wie es ist. Zuviel Völker sind schon ausgestorben, von edlen Naturvölkern bis zu sogenannten Hochkulturen. Diamond zählt sie auf und erklärt, wie es soweit kommen kann.
  • Stephen Emmot: Zehn Milliarden (10 Billion): Papierverschwendung? Ja, bitte! Wer in ein, zwei Stunden einen Abriss dessen haben möchte, was schiefläuft,  kann das hier in knappen Worten nachlesen. Um einem Argument Nachdruck zu verleihen, wird gerne mal ein einziger Satz auf einer Seite gedruckt. Da die meisten Menschen nicht (zu) begreifen (scheinen), was exponentielles Wachstum bedeutet, sind extra viele Graphen zur Verdeutlichung abgedruckt. Dass der Autor kein Naturwissenschaftler ist, macht sich gegen Ende des Buches bemerkbar, auch seine (zitierten) Schlussworte sind platt, dennoch absolut empfehlenswert, gerade für Wenig-Leser.
  • Marina Lewycka: Caravan – Ein Liebesroman als versöhnliches Ende der Liste, aber wieso? Zum Einen ist es eine Romanze zwischen zwei osteuropäischen Saisonarbeitern, die sich (zuerst) auf einem Erdbeerfeld verdingen.  Man bekommt am Rande, mit Herz und Humor, mit, was es für die Protagonisten bedeutet, für wenig Lohn monatelang die Familie zu verlassen. Zum Anderen kommt alles anders, und die Arbeiter landen in einem geflügelverarbeitendem Betrieb. Zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch gelesen habe, habe ich noch Fleisch gegessen, aber dieses Buch hat mir ernsthaft und für alle Zeit den Appetit auf Hühnchen und Co. verdorben (nicht, dass ich Federvieh nicht schon immer eklig fand). Wenn man sich oder anderen vor Augen führen will, wie widerwärtig Massentierhaltung und die fleischverarbeitende Industrie ist, und dabei nicht uninspiriert mit „Tiere essen“ oder einem Buch, dass „vegan“ im Titel hat, hantieren möchte, ist dieses Buch ein Geheimtipp. Man muss ja nicht einmal den Zweck des Schenkens verraten. Es ist eine kurzweilige Geschichte, bei der die Liebe siegt.

Ich wünsche von Herzen eine stille und besinnliche Zeit – am Besten jederzeit!

Ringen um Olympia

Bezüglich der Winterspiele 2022, für die München veranstalten will, schlagen zwei Seelen, ach, in meiner Brust. Heute ist nun die Abstimmung, ob die Bewerbung eingereicht wird. Heute früh sinnierte ich vor mich hin und dachte an die beiden Seiten der Medaille (aus meiner Sicht).

Erstens: die Gewohnheit, das Herz. Die schönen Erinnerungen an gemeinsame, gemütliche Stunden vorm Fernseher, in denen man mitgefiebert hat mit den Athleten. Ach was: „hat“. Daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern. Als ich klein war, war ich traurig, dass ich 1972 noch nicht auf der Welt war. Olympia in meiner Stadt! Und ich konnte nicht dabei sein. Natürlich herrscht auf dieser Sportveranstaltung heute, wie überall sonst auch, König Kommerz, aber es ist trotzdem etwas Besonderes. Die Chance ist wieder da: Olympia in der eigenen Stadt

Zweitens: der Umweltaspekt. Olympia ist eine ungeheure Materialschlacht, mehr muss man dazu nicht sagen.

So war es für mich eigentlich klar, dass in meinem Gewissensolympia die Vernunft siegt, doch dann blitzte folgender Gedanke auf: es ist keine Entscheidung für oder gegen Olympia per se. Eigentlich klar, aber irgendwie ist mir das erst in letzter Sekunde klar geworden. Olympia ist eine ungeheure Materialschlacht, wie erwähnt, und wenn in neun Jahren noch keine Weltkriege um die Nahrung und Ressourcen geführt werden, werden diese Winterspiele stattfinden.

Von dem ökologischen Standpunkt aus muss die Entscheidung also von noch einer anderen Seite betrachtet werden: an welchem Austragungsort richten die Spiele den geringsten Schaden für die Umwelt vor Ort und das Klima weltweit an? Geht man danach, ist eine simple Entscheidung gegen München (als Eingeborener) nur ein Anrufen des heiligen St. Florian („Verschon mein Haus“, usw.). Vor dem „Hintergrund“ Sotschi und Pyeongchang ist das vielleicht keine so gute Idee.

Schnell die Zeitung durchgeblättert, die Mitbewerber sind also: Almaty, Kasachstan; Lemberg, Ukraine; Peking, China; Oslo, Norwegen. Ein Lichtblick, letzteres. Und angeblich hat es gute Chancen. Wäre es aber nicht besser, zwei Bewerber zu haben, die vielleicht ein wenig den Anspruch haben, die Veranstaltung nicht zum ökologischen Desaster werden zu lassen?
Ein paar Stunden habe ich noch Zeit zu sinnieren. Es ist nur eine Stimme von sehr vielen. Allerdings: gäbe es einen generellen, weltweiten Bürgerentscheid Pro oder Contra Olympische Spiele im Allgemeinen, würde ich sofort, wenn auch mit etwas schwerem Herzen, dagegen stimmen.