Wieso muss Fleisch an den Speck?

Wenn ich ein Erlebnis als Schlüsselmoment festlegen soll, das mich zum Nachdenken über das Nahrungs-Konsumverhalten gebracht hat und schlussendlich zum Veganismus geführt hat, dann wäre das jenes, als ich für mein jetzt großes Kind kurz nach Beikoststart ein Gläschen Rindfleisch geöffnet habe. Ein widerlicher Geruch stieg mir in die Nase, auch der Anblick des Fleischbreis war keine Freude. Damit sollte ich mein Baby füttern?
Ich mischte die Pampe unter einen Gemüsebrei. Das brachte weder eine Verbesserung der Ästhetik, noch milderte es den penetranten Gestank. Eine Geschmacksprobe rundete den Gesamteindruck ab: ekelhaft. Dennoch verfütterte ich den Brei an mein Baby. Warum? Weil man es doch so macht. Das sagt der Kinderarzt, die Hebamme, die Eltern, die Werbung: das Kind braucht doch Fleisch!
Zwar war das Kleine alles andere als begeistert von dem, was ich ihm da kredenzte, und es landeten nur wenige Bissen in seinem Magen. Trotzdem überfiel mich eine tiefe Traurigkeit: mein Kind war kein Vegetarier mehr. Nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt einer war, nein, aber es schlich sich ein Gefühl ein, als hätte ich meinem Kind ein Stück Unschuld geraubt.
Da ich damals eben ein durchschnittlicher unreflektierter Allesesser war, setzte bald der Alltag wieder ein. „Unser Kleines ist jetzt kein Vegetarier mehr!“, erzählte ich also verschwörerisch grinsend dem Ehemann, den Eltern, Freunden. Das ist wohl das Phänomen, dass man Kognitive Dissonanz nennt. Im Folgenden wurden dann nur noch die Fleischbeilage besser kaschierende Menügläschen angeschafft, denn es half ja alles nichts: das Kind muss doch Fleisch essen! (Hätte ich den bisherigen Text noch vor 4 Jahren gelesen, hätte ich über das winselnde Weichei gelacht.)

Jahre später standen wir nun wieder am gleichen Punkt: ein Baby im fortgeschrittenen Alter, das mehr und mehr Energie braucht. Das Kind braucht Eisen, geben Sie ihm Fleisch, sagte der Kinderarzt.  Die Hebamme, die Eltern, die Geschwister, die Werbung sagen: das Kind braucht Fleisch!
Nun weiß ich ja inzwischen als aufgeklärter Konsument, dass Fleisch wenig Eisen enthält. Schweineleber und Blut sind die einzigen wirklich guten tierischen Quellen. Soll ich meinem Kind jeden Tag eine Portion davon geben, damit es versorgt wird? Leben wir in einem von Dürre heimgesuchten Entwicklungsland und haben nur ein hageres Schwein im Garten stehen oder nicht doch in einem überversorgten Erstweltland?

Warum also soll Fleisch an den (Baby)Speck? Was enthält dieses magische Glas Fleischbrei, das praktischerweise im Handel ist, da die Kinder ja Fleisch brauchen? Fleisch liefert ja laut landläufiger (aber falscher) Meinung viel B12 und Eisen und ist tatsächlich proteinreich und Vitamin D-haltig.
Das Gläschen Rindfleischbrei eines führenden Herstellers enthält 41 % Rindfleisch, der Rest ist Wasser und etwas Öl. Der Inhalt von 125 g reicht für zwei Portionen. Der Eisengehalt von Rindfleisch liegt bei ca. 2 mg pro 100 g. Macht freundlich aufgerunded 0,6 mg Eisen pro Portion. Ein Baby ab 5 Monaten braucht 8 mg Eisen am Tag (laut DGE). Das sind nicht mal 10% davon. Und der Proteingehalt: 2 g Eiweiß pro Portion das sind immerhin ca. 20 % des Tagesbedarfs. So viel und mehr kriegt man aber auch über andere – pflanzliche – Quellen. Das Gleiche gilt für Vitamin D.

Warum Fleisch für die Kleinsten? Keine Ahnung. In dem Fall greift nicht einmal das Totschlagargument („Weil es schmeckt“).

Übrigens hat derselbe führende Hersteller vegetarische Menüs im Angebot. Diese sind mit Eisen angereichert, enthalten aber aus unklaren Gründen Kuhmilch, was der Aufnahme nicht unbedingt förderlich ist.

Viele Informationen zum Thema Makro- und Mikronährstoffe gibt es bei High Five Vegan. Ausserdem sehenswert ist die die Hitliste der eisenhaltigen Lebensmittel im Wikipedia-Artikel zum Thema Eisenmangel, die nicht nach „Warengruppen“ aufgeteilt ist und so noch deutlicher macht, wie schlecht es diesbezüglich um Nahrung tierischer Herkunft steht.

Wegen dem G’schmackerl

Als vegan lebender Mensch ist man ja immer mal dem Mitleid der restlichen Bevölkerung ausgesetzt. Fragt man beim Bäcker nach, ob die so ausgezeichnete Mohnschnitte wirklich vegan ist, fragt die bepelzte Dame hinter mir in der Schlange, „Die is scho recht trocken, gell?“. Ja, da hat sie recht, bin ich blöd, dann kaufe ich mir doch lieber die reguläre mit Eiern, die ein Tier gelegt hat, schnabellos, gerupft, geschunden, ausgemergelt, nie das Tageslicht erblickt habend, neugeschlüpft auf Laufbänder geworfen und „glücklicherweise“ die Auswahl nach Geschlecht überlebt. Hafersahne in die Soße, ja pfui Teufel, wenn schon kein geschnetzeltes Tier im Gemüserahm schwimmt, dann doch wenigstens „echte“ Sahne verwenden…

Bevor ich weiter abschweife: eigentlich will ich auf einen gestern in der SZ veröffentlichen Artikel hinaus, dass Brezen zum Teil hochgradig mit Aluminium belastet sind. Grund hierfür ist, das Brezen traditionell auf Aluminiumblechen gebacken werden, und die auf die Brezen aufgesprühte Natronlauge das Aluminium löst. Nun könnte man ja einfach Alubleche nehmen, zum Wohle der Verbraucher, aber nein: das G’schmackerl! Brezen, sagen die Bäcker, schmecken halt einfach nicht so gut, wenn sie auf Edelstahlblechen gefertigt werden.

Das scheint den Verbrauchern als Ausrede zu reichen und passt in unsere Zeit, in der Genuss über alles geht. Keiner begehrt auf und es wird weiterkonsumiert wie gehabt. Was würde auch passieren, wenn „die da oben“ sich einmischen und Alubleche verbieten? Die Hüter des Geschmacks würden zu Wütern, bürgerlichen, und für die weitere Verwendung auf die Straßen gehen. Wir lassen uns das G’schmackerl nicht verbieten! Alubrezen: Bayerisches Brauchtum! Des war schon immer so! Edelstahlbrezen sind unmännlich!

Genug der Plakatsprüche: ich würde ja einfach gerne testen, ob es einen Unterschied macht. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich die alufreie Variante kaufen (auch wenn es wieder mitleidige Blicke von bepelzten Damen regnen würde). Wem das G’schmackerl wichtiger ist, wünsche ich weiter guten Appetit: der Genuss geht in diesem Falle immerhin nicht auf Kosten anderer (höchstens der eigenen Kinder).

 

Die Veganisierung der Maxvorstadt

… schreitet voran, hier verhungert niemand mehr.

Das hier bereits erwähnte Lost Weekend ist der Renner. Ein beliebter Treffpunkt für Studenten (man muss früh dran sein, wenn man sich zum Lernen treffen will – eduroam ist ja inklusive 😉 ). Das Beste daran: es wird garnicht erwähnt, dass es „nur“ Pflanzenkost gibt. Ich habe tatsächlich beim ersten Besuch verunsichert nachgefragt, weil mich das Schokocroissant so angelacht hat. Aber ja, es ist so, man muss kein Wort darüber verlieren. Vielleicht wird das eines Tages ja zur Normalität in gastronomischen Betrieben.

Des Weitere  wurde das Ice Date in der Amalienstraße für die Wintermonate zur Glückskost mit kleiner, feiner Snackauswahl.

In der Barer Straße blieb mein geschultes Auge bei der Speisekarte der Waldmeister hängen, die eine vegane Bolognese im Angebot hat. Im Vorbeigehen konnte ich mich natürlich nicht die Qualität derselben überprüfen, noch, ob die Kürbissuppe pflanzlich ist oder, ob es im reichhaltigen Frühstücksangebot (ab 8h) etwas Interessantes gibt, aber das kann man ja nachholen.

Das Lustigste zum Schluss – auch im Sausalitos in der Türkenstraße kann man jetzt nach über-/bestandener Prüfung vegan abstürzen, für entsprechende Speisen und Drinks ist gesorgt. Gilt natürlich auch für die JGAs in der Filiale im Tal 😉

Nun schnell den Stadtplan aktualisiert!