Ernährungs-Erziehungs-Fail

In einer „befreundeten“ Kita haben die Vorschulkinder ein tolles, großes Bild gemalt zum Thema artgerechter Tierhaltung, mit glücklichen und traurigen Nutztieren vor grünem respektive grauen Hintergrund. Es hängt rechts neben dem Eingang zum Gruppenraum.

Links von der Tür hängt eine Liste mit Anregungen, was den Kindern als Jause mitgegeben werden kann: Leberwurstbrot, Bifi, BabyBel.

Süßkrämerei

Gerade scheint im Bildungsbürgertum das Thema Zucker als Krankmacher Nummer Eins der Smalltalkthemen zu sein. Vielleicht ist es nur eine statistische Häufung in meinem Umfeld,  jedenfalls wurden mir mehrfach Gespräche hierzu aufgedrängt.

Auslöser ist scheinbar die (vor)letzte Folge von Plasberg, in der Zucker thematisiert wurde. Und ein Artikel in der SZ, der in die gleiche Kerbe schlug.

Meine Eltern beispielsweise haben heute beim Kuchenessen konsequent auf kurzkettige Kohlenhydrate im Kaffee verzichtet mit der Begründung, dass sie ja jetzt ihren Süßkonsum einschränken, da Zucker so ungesund sei.

Natürlich ist zuviel Zucker schlecht. Genauso wie zuviel Eiweiß schlecht ist oder zuviel Fett. Aber jetzt ist eben wieder Zucker in Mode. Dabei scheint es ja keine neuen Erkenntnisse zu geben. Dass er als Geschmacksverstärker großzügig in industriell hergestelltem Essen verwendet wird, ist doch ein alter Hut. Dass irgendwelche Leute „da oben“ etwas tun sollen, man aber bei Durchsetzung von Reglementierungen sofort die Freiheit eingeschränkt sehen würde, ist ebenso klar wie Kloßbrühe.

Was ich einfach nicht verstehe ist: wieso berührt dieses Thema den Bürger so besonders? Wieso jetzt (wieder)? Weil es direkt um die eigene Gesundheit geht?

Wieso hat die Dokumentation  über die Herkunft unserer Kleidung vor einigen Monaten aus der Serie 37° nicht so eine Auswirkung und führt zu einer solchen Debatte? Wieso nicht der Themenabend zur Überfischung auf arte? Wieso nicht „Schweine für den Müll“ auf 3Sat kürzlich? Oder diese Entschleunigungsdoku vor ein paar Tagen, ebenfalls auf arte (und das sind nur Dinge, über die wir zufällig im Fernsehen gesehen haben, wir forsten keine Fernsehprogramme durch)

Wieso also Zucker? Ich habe mich schon ertappt, es für ein Manöver zu halten, von den größeren Problemen in der Welt abzulenken, aber das wäre wohl paranoid?

(Fehlende Quellen- und ungenaue Zeitangaben bitte ich zu entschuldigen. Ich hab doch keine… Zeit!)

Morgens, halb Neun in München

… kann man heute auf dem Infoscreen an den U-Bahnsteigen folgendes Bonmot von Mario Adorf lesen (ein Gedankenprotokoll):

Reden auf Vegetarier-Banketten sind erfreulich kurz, weil alle Angst haben, dass ihr Essen verwelkt.

Das mag ein Brüller sein auf weinseligen, fleischlastigen „Gourmet“-Abenden, nur kann ich nicht umhin, diese Aussage in Gedanken sheldonesk zu zerpflücken. Mit welcher Retourkutsche könnte ein Tierproduktverweigerer die Lacher auf seine Seite bringen? Ich bin weder Sheldon Cooper, noch spiele ich in irgendeiner Sitcom und habe Konservenlacher auf meiner Seite und schon gar keine Gagschreiber. Also schweigen.

Komplett humorlos und viel zu langatmig ist es nämlich, den naheliegenden Gedanken zu formulieren: Wenn es um den Rohzustand geht, will man sein Fleisch sicher zuerst konsumieren, da es schneller fault (und wer isst Fleisch schon roh?).

Und überhaupt, was ist ein Vegetarier-Bankett? Ich dachte, da isst man Vegetarier. Und die werden höchstens sauer.

Nun auch in Ihrem Supermarkt

Es ist in aller Munde. Sogar in der InStyle dieses Monats ist „Vegan“ ein Thema. Irgendwo zwischen Felltaschen-Must-Haves, quietschbunten Wollmützen und total niedlichem Plastik-Schrott sind dem „Lebensstil“ ein paar Seiten gewidmet.

Kaufen muss man das Blatt deshalb nicht, im Querlesen ist Folgendes hängen geblieben:

  • Der Umstieg wird als einfach und problemlos beschrieben, das ist eine feine Sache
  • Ein Artikel über Stella McCartney für die High-Fashionista
  • Hübsche Bilder und Anregungen zum Essen, Kleiden, Reisen
  • Earthlings wurde erwähnt

Natürlich stellt sich die Frage, ob man diese Einstellung als Lifestyle verkaufen sollte, aber der Zweck heiligt die Mittel.