Süßkrämerei

Gerade scheint im Bildungsbürgertum das Thema Zucker als Krankmacher Nummer Eins der Smalltalkthemen zu sein. Vielleicht ist es nur eine statistische Häufung in meinem Umfeld,  jedenfalls wurden mir mehrfach Gespräche hierzu aufgedrängt.

Auslöser ist scheinbar die (vor)letzte Folge von Plasberg, in der Zucker thematisiert wurde. Und ein Artikel in der SZ, der in die gleiche Kerbe schlug.

Meine Eltern beispielsweise haben heute beim Kuchenessen konsequent auf kurzkettige Kohlenhydrate im Kaffee verzichtet mit der Begründung, dass sie ja jetzt ihren Süßkonsum einschränken, da Zucker so ungesund sei.

Natürlich ist zuviel Zucker schlecht. Genauso wie zuviel Eiweiß schlecht ist oder zuviel Fett. Aber jetzt ist eben wieder Zucker in Mode. Dabei scheint es ja keine neuen Erkenntnisse zu geben. Dass er als Geschmacksverstärker großzügig in industriell hergestelltem Essen verwendet wird, ist doch ein alter Hut. Dass irgendwelche Leute „da oben“ etwas tun sollen, man aber bei Durchsetzung von Reglementierungen sofort die Freiheit eingeschränkt sehen würde, ist ebenso klar wie Kloßbrühe.

Was ich einfach nicht verstehe ist: wieso berührt dieses Thema den Bürger so besonders? Wieso jetzt (wieder)? Weil es direkt um die eigene Gesundheit geht?

Wieso hat die Dokumentation  über die Herkunft unserer Kleidung vor einigen Monaten aus der Serie 37° nicht so eine Auswirkung und führt zu einer solchen Debatte? Wieso nicht der Themenabend zur Überfischung auf arte? Wieso nicht „Schweine für den Müll“ auf 3Sat kürzlich? Oder diese Entschleunigungsdoku vor ein paar Tagen, ebenfalls auf arte (und das sind nur Dinge, über die wir zufällig im Fernsehen gesehen haben, wir forsten keine Fernsehprogramme durch)

Wieso also Zucker? Ich habe mich schon ertappt, es für ein Manöver zu halten, von den größeren Problemen in der Welt abzulenken, aber das wäre wohl paranoid?

(Fehlende Quellen- und ungenaue Zeitangaben bitte ich zu entschuldigen. Ich hab doch keine… Zeit!)

Fleischatlas – Geflügelgebirge

Der neue Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung ist herausgegeben worden, stand heute in der Süddeutschen Zeitung. Die Grafik der Zeitung lässt einen auch mit leerem Mund erstmal schlucken. Allein 700 Millionen Geflügeltiere nur in Deutschland wurden letztes Jahr geschlachtet.

Andererseits – heruntergebrochen auf die Anzahl der Bevölkerung passt es ja wieder. Etwa 10 Stück pro Kopf, die hat mancher schnell zusammen. Ein leichter, „gesunder“ Putenbrustsalat hier, dort mal schnell ein Putensandwich am Bahnhof, das eine oder andere Wiesnhendl und manchmal etwas geschniegelter (klingend) Barbarieente im Restaurant, garniert mit einem großen Truthahn am Weihnachtsabend. Und das dunkle Fleisch schickt man den „Armen in Afrika“.

Klingt dann also gar nicht nach viel, aber, wie heißt es so treffend: Kleinvieh macht auch Mist.