Ernährungs-Erziehuns-Fail 2

Nicht gerade tagesaktuell, aber ich zitiere aus einer Mail aus der Kita:

„Zu unserer Faschingsparty wird es traditionell Würstel geben und Süßigkeiten. Wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Kind Süßigkeiten ist, wenden Sie sich bitte an die Erzieher.“

Meine Kinder dürfen ja recht großzügig Süßes essen. Aus Prinzip Einspruch gegen die Würste erheben habe ich mir erspart, da mit Süßigkeiten hauptsächlich Schaumküsse und Gummibärchen gemeint war. Also mal wieder Pest und Cholera und man hat als Erziehungsberechtigter nur die Wahl, Spaßbremse zu sein.

Über Leichen zu Bratkartoffeln

Man ( = ich) betritt gegen Mittag hungrig eine Bäckerei und entdeckt erfreut, dass in der vorhandenen Warmhalte-Vitrine nicht nur das übliche Schweinsallerlei liegt, sondern auch appetitlich aussehende Bratkartoffeln.

Man: Schön, dass sie Bratkartoffeln haben. Sind die mit Pflanzenöl gebraten?

Verkäuferin: Hm… Ja? … Ja.

Man: Prima, dann hätte ich gerne eine Portion zum Mitnehmen.

Verkäuferin: Mit Leberkäse oder Fleischpflanzerl?

Man: Nur so, bitte.

Verkäuferin: Das geht nicht, Bratkartoffeln gibt’s nur im Menü.

Man: …

Verkäuferin: Also, sie wollen…?

Man: Eine Semmel, bitte.

Verkäuferin: Bitteschön, der Nächste!

Der Nächste: Eine Leberkässemmel, bitte.

Verkäuferin: Mit süßem oder scharfem Senf?

Man verlässt traurig die Bäckerei mit trockenem Backwerk und der Erkenntnis, dass auch in einer Stadt mit gefühlt unzähligen pflanzlichen Versorgungsmöglichkeiten diesen tatsächlich (nahezu…) unendlich viele Fleischquellen gegenüber stehen.

Forscher warnen: Milch taugt nicht für Erwachsene

Bevor das pflanzenbetriebene Herz ob dieser Meldung aus der Süddeutschen hüpft, sei gesagt: es geht um menschliche Muttermilch. Diese scheint derzeit als „besonderer Saft“ (wurde diese Bezeichnung nicht mal für Urin verwendet?) so sehr unter gesundheitsbewussten Zweibeinern gehypt zu werden, dass ihr eine Studie gewidmet wurde mit dem Ergebnis: menschliche Muttermilch ist nicht gut für erwachsene Menschen. Keimbelastet ist sie (da nicht von der Quelle getrunken). Zu wenig Proteine hat sie. Für erwachsene Menschen.

Kein Wort über tierische Muttermilch in dem Bericht, aber für Otto Normalverbraucher klingt sie im Vergleich wie eine gesunde Alternative. Keine Keimbelastung (da vielfach verarbeitet). Viele Proteine. Genau das richtige eben für zentnerschwere Paarhufer-Babys mit vier Mägen. Und für erwachsene Menschen.

Wieso muss Fleisch an den Speck?

Wenn ich ein Erlebnis als Schlüsselmoment festlegen soll, das mich zum Nachdenken über das Nahrungs-Konsumverhalten gebracht hat und schlussendlich zum Veganismus geführt hat, dann wäre das jenes, als ich für mein jetzt großes Kind kurz nach Beikoststart ein Gläschen Rindfleisch geöffnet habe. Ein widerlicher Geruch stieg mir in die Nase, auch der Anblick des Fleischbreis war keine Freude. Damit sollte ich mein Baby füttern?
Ich mischte die Pampe unter einen Gemüsebrei. Das brachte weder eine Verbesserung der Ästhetik, noch milderte es den penetranten Gestank. Eine Geschmacksprobe rundete den Gesamteindruck ab: ekelhaft. Dennoch verfütterte ich den Brei an mein Baby. Warum? Weil man es doch so macht. Das sagt der Kinderarzt, die Hebamme, die Eltern, die Werbung: das Kind braucht doch Fleisch!
Zwar war das Kleine alles andere als begeistert von dem, was ich ihm da kredenzte, und es landeten nur wenige Bissen in seinem Magen. Trotzdem überfiel mich eine tiefe Traurigkeit: mein Kind war kein Vegetarier mehr. Nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt einer war, nein, aber es schlich sich ein Gefühl ein, als hätte ich meinem Kind ein Stück Unschuld geraubt.
Da ich damals eben ein durchschnittlicher unreflektierter Allesesser war, setzte bald der Alltag wieder ein. „Unser Kleines ist jetzt kein Vegetarier mehr!“, erzählte ich also verschwörerisch grinsend dem Ehemann, den Eltern, Freunden. Das ist wohl das Phänomen, dass man Kognitive Dissonanz nennt. Im Folgenden wurden dann nur noch die Fleischbeilage besser kaschierende Menügläschen angeschafft, denn es half ja alles nichts: das Kind muss doch Fleisch essen! (Hätte ich den bisherigen Text noch vor 4 Jahren gelesen, hätte ich über das winselnde Weichei gelacht.)

Jahre später standen wir nun wieder am gleichen Punkt: ein Baby im fortgeschrittenen Alter, das mehr und mehr Energie braucht. Das Kind braucht Eisen, geben Sie ihm Fleisch, sagte der Kinderarzt.  Die Hebamme, die Eltern, die Geschwister, die Werbung sagen: das Kind braucht Fleisch!
Nun weiß ich ja inzwischen als aufgeklärter Konsument, dass Fleisch wenig Eisen enthält. Schweineleber und Blut sind die einzigen wirklich guten tierischen Quellen. Soll ich meinem Kind jeden Tag eine Portion davon geben, damit es versorgt wird? Leben wir in einem von Dürre heimgesuchten Entwicklungsland und haben nur ein hageres Schwein im Garten stehen oder nicht doch in einem überversorgten Erstweltland?

Warum also soll Fleisch an den (Baby)Speck? Was enthält dieses magische Glas Fleischbrei, das praktischerweise im Handel ist, da die Kinder ja Fleisch brauchen? Fleisch liefert ja laut landläufiger (aber falscher) Meinung viel B12 und Eisen und ist tatsächlich proteinreich und Vitamin D-haltig.
Das Gläschen Rindfleischbrei eines führenden Herstellers enthält 41 % Rindfleisch, der Rest ist Wasser und etwas Öl. Der Inhalt von 125 g reicht für zwei Portionen. Der Eisengehalt von Rindfleisch liegt bei ca. 2 mg pro 100 g. Macht freundlich aufgerunded 0,6 mg Eisen pro Portion. Ein Baby ab 5 Monaten braucht 8 mg Eisen am Tag (laut DGE). Das sind nicht mal 10% davon. Und der Proteingehalt: 2 g Eiweiß pro Portion das sind immerhin ca. 20 % des Tagesbedarfs. So viel und mehr kriegt man aber auch über andere – pflanzliche – Quellen. Das Gleiche gilt für Vitamin D.

Warum Fleisch für die Kleinsten? Keine Ahnung. In dem Fall greift nicht einmal das Totschlagargument („Weil es schmeckt“).

Übrigens hat derselbe führende Hersteller vegetarische Menüs im Angebot. Diese sind mit Eisen angereichert, enthalten aber aus unklaren Gründen Kuhmilch, was der Aufnahme nicht unbedingt förderlich ist.

Viele Informationen zum Thema Makro- und Mikronährstoffe gibt es bei High Five Vegan. Ausserdem sehenswert ist die die Hitliste der eisenhaltigen Lebensmittel im Wikipedia-Artikel zum Thema Eisenmangel, die nicht nach „Warengruppen“ aufgeteilt ist und so noch deutlicher macht, wie schlecht es diesbezüglich um Nahrung tierischer Herkunft steht.

Wegen dem G’schmackerl

Als vegan lebender Mensch ist man ja immer mal dem Mitleid der restlichen Bevölkerung ausgesetzt. Fragt man beim Bäcker nach, ob die so ausgezeichnete Mohnschnitte wirklich vegan ist, fragt die bepelzte Dame hinter mir in der Schlange, „Die is scho recht trocken, gell?“. Ja, da hat sie recht, bin ich blöd, dann kaufe ich mir doch lieber die reguläre mit Eiern, die ein Tier gelegt hat, schnabellos, gerupft, geschunden, ausgemergelt, nie das Tageslicht erblickt habend, neugeschlüpft auf Laufbänder geworfen und „glücklicherweise“ die Auswahl nach Geschlecht überlebt. Hafersahne in die Soße, ja pfui Teufel, wenn schon kein geschnetzeltes Tier im Gemüserahm schwimmt, dann doch wenigstens „echte“ Sahne verwenden…

Bevor ich weiter abschweife: eigentlich will ich auf einen gestern in der SZ veröffentlichen Artikel hinaus, dass Brezen zum Teil hochgradig mit Aluminium belastet sind. Grund hierfür ist, das Brezen traditionell auf Aluminiumblechen gebacken werden, und die auf die Brezen aufgesprühte Natronlauge das Aluminium löst. Nun könnte man ja einfach Alubleche nehmen, zum Wohle der Verbraucher, aber nein: das G’schmackerl! Brezen, sagen die Bäcker, schmecken halt einfach nicht so gut, wenn sie auf Edelstahlblechen gefertigt werden.

Das scheint den Verbrauchern als Ausrede zu reichen und passt in unsere Zeit, in der Genuss über alles geht. Keiner begehrt auf und es wird weiterkonsumiert wie gehabt. Was würde auch passieren, wenn „die da oben“ sich einmischen und Alubleche verbieten? Die Hüter des Geschmacks würden zu Wütern, bürgerlichen, und für die weitere Verwendung auf die Straßen gehen. Wir lassen uns das G’schmackerl nicht verbieten! Alubrezen: Bayerisches Brauchtum! Des war schon immer so! Edelstahlbrezen sind unmännlich!

Genug der Plakatsprüche: ich würde ja einfach gerne testen, ob es einen Unterschied macht. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich die alufreie Variante kaufen (auch wenn es wieder mitleidige Blicke von bepelzten Damen regnen würde). Wem das G’schmackerl wichtiger ist, wünsche ich weiter guten Appetit: der Genuss geht in diesem Falle immerhin nicht auf Kosten anderer (höchstens der eigenen Kinder).

 

Die Veganisierung der Maxvorstadt

… schreitet voran, hier verhungert niemand mehr.

Das hier bereits erwähnte Lost Weekend ist der Renner. Ein beliebter Treffpunkt für Studenten (man muss früh dran sein, wenn man sich zum Lernen treffen will – eduroam ist ja inklusive 😉 ). Das Beste daran: es wird garnicht erwähnt, dass es „nur“ Pflanzenkost gibt. Ich habe tatsächlich beim ersten Besuch verunsichert nachgefragt, weil mich das Schokocroissant so angelacht hat. Aber ja, es ist so, man muss kein Wort darüber verlieren. Vielleicht wird das eines Tages ja zur Normalität in gastronomischen Betrieben.

Des Weitere  wurde das Ice Date in der Amalienstraße für die Wintermonate zur Glückskost mit kleiner, feiner Snackauswahl.

In der Barer Straße blieb mein geschultes Auge bei der Speisekarte der Waldmeister hängen, die eine vegane Bolognese im Angebot hat. Im Vorbeigehen konnte ich mich natürlich nicht die Qualität derselben überprüfen, noch, ob die Kürbissuppe pflanzlich ist oder, ob es im reichhaltigen Frühstücksangebot (ab 8h) etwas Interessantes gibt, aber das kann man ja nachholen.

Das Lustigste zum Schluss – auch im Sausalitos in der Türkenstraße kann man jetzt nach über-/bestandener Prüfung vegan abstürzen, für entsprechende Speisen und Drinks ist gesorgt. Gilt natürlich auch für die JGAs in der Filiale im Tal 😉

Nun schnell den Stadtplan aktualisiert!

Was gutes Neues

Wenn Traditionsgeschäfte schließen, trauert man ihnen hinterher, beschwört die gute alte Zeit und befürchtet den Untergang des Abendlandes.

Als die Buchhandlung Frank in der Schellingstraße 3 dichtmachte und die Räume lange leerstanden, frozzelte das Univolk ringsum, welch eine Kaffeehauskette denn dort einziehen würde. Auch ein Chinaschrott-Dekoladen wurde heiß gehandelt, ein Spaßvogel wünschte sich einen Bettendiscounter.

Doch es kam anders, besser. Eine neue Buchhandlung zog ein, schnieke natürlich, und, wie es sich heute gehört, mit einem Cafe dabei, und hier ist die gute Nachricht: es ist rein vegan, ganz im Sinne des Neu-„Buchdandlers“ Michi Kern. Ihm wünsche ich einen besseren Umsatz als einst im Boonian – und werde sicher meinen Teil dazu beitragen 🙂

Das Lost Weekend – ein Gewinn für die Uni-Gegend!

(Es wird dringend Zeit, meine Karte zu aktualisieren – auch in der Innen- und Isarvorstadt hat sich pflanzenkulinarisch nämlich viel getan in den letzten Monaten!)

Ich bin eine schlechte Mutter

Glücklich können wir uns schätzen, ein pumperlgesundes Kind zu haben. Kontakt- , Bewegungsfreudig und überaus neugierig, zudem ein zwangloses Verhältnis zum Essen.

Letzteres ist der Haken. Unser Kind bekommt viel Gemüse, viel Obst, Nüsse, Getreidiges in allen Varianten und (pflanzliches) Süßes, wenn es danach verlangt, aber nicht die vielbeschworene „gesunde Mischkost“ (außer in der Kita). Das habe ich letztens dem Kinderarzt gesagt (den wir außer zu „U“ntersuchungen zum Glück kaum aufsuchen müssen). Dessen Miene wurde gleich sehr besorgt; mindestens dreimal die Woche Fleisch, Eisen, Spurenelemente wäre ja so wichtig, sagte er (achso…), da sollten wir schon einmal das Blut untersuchen. Heißt natürlich, eine größere Menge abzapfen. Aus einer Vene. Bei Kindern gerne vom Handrücken, da macht es nicht so viel aus, wenn sie sich bewegen.

An sich sind wir nicht zimperlich beim Nachwuchs, Piekse beim Impfen müssen sein, Schrammen gehören zum Alltag. Doch nun muss ich ihn dazu bringen, eine Minute still zu sitzen mit einer Nadel in der Hand. Warum, wird er fragen, warum und wieder warum, und was sollen wir antworten? Dass seine Ernährung nicht massenkonform ist? Dass wir ihm „gesunde Mischkost“ verwehren? Was fehlt ihm denn? Das glückliche Filet vom Biobauern? Und sonst? Kesselfleischallerlei in Bärchenform gepresst, Gouda für Einsneunzehn das Pfund, comicbedruckten Kuhmilchprodukte und sonstige Industrienahrung mit Nährstoffzusätzen? Das also, was (1.) unsere unbedarften Eltern uns einst wider besseren Wissens gekauft haben und (2.) tatsächlich so manche Ökomutti hin und wieder am Spielplatz aus dem Lastenfahrrad hervorzaubert („… aber nur eeeiinen Kinderriegel nehmen, Oskar, ja?“). Und was (3. und vor allem) immer noch, trotz besseren Wissens, in den meisten Einkaufswägen landet?

Wahrscheinlich würde ein Bluttest bei vielen Kindern Interessantes zum Vorschein bringen. Es ist aber keine Pflichtuntersuchung für alle, sondern Vorsichtsmaßnahme bei „Verdachtsfällen“.

So werden wir die Blutwerte unseres Kindes überprüfen lassen (müssen, aus gesellschaftlich gefordertem schlechtem Gewissen heraus). Ihrem Kind eine, wenn auch kurze, hoffentlich nicht schmerzhafte, aber sicher irritierende Untersuchung angedeihen lassen. Eine Untersuchung, die wochenlang für Gesprächsstoff sorgen wird, weil sie das Kleine so beschäftigen wird. Es beschäftigt mich, dass das so ist.

Schwanger und Vegan

Wie ich hier gerade sitze und meine Pfisterbreze abwechselnd in Chocoreale Duo und Zwergenwiese Brotzeit-Streich tunke, sinniere ich darüber, was jetzt anders ist im Vergleich zum letzten Mal. Damals habe ich noch alles gegessen (mit Vegetarismus habe ich mich nie aufgehalten, wer die Milch trinkt, darf/soll/muss auch das Kalbsschnitzel essen).

  • Symptome: Bisher verlief es beide Male gleich. Keine Übelkeit, aber extreme Müdigkeit am Anfang
  • Gelüste: kaum. Damals Milka Vollmilch, jetzt Rapunzel Reismilch.
  • Abneigungen: damals wie heute Tabasco-Sauce. Dieses Mal konnte ich anfangs auch keine Kichererbsen ertragen. Die standen damals noch nicht so prominent auf dem Speiseplan, daher kein Vergleich möglich
  • Mein Gewicht: steigt ziemlich parallel zum ersten Mal
  • Nachwuchs: beide Male extrem aktiv. Das große Geschwister war (einst in der „Produktionsphase“ bis zu Geburt) jedoch sehr, sehr, sehr zierlich: Das kleine ist jetzt über der Norm. Alle Werte gleichmäßig voraus.
  • Zuckertest: beim ersten Mal leicht erhöhte Werte, jedoch nicht behandlungsbedürftig, jetzt unauffällig

Und jetzt das Wichtigste, Drumroll, please: die Nährstoffversorgung meinerseits in dieser Schwangerschaft!

  • Auf B12-Supplementierung habe ich penibel geachtet, der Wert ist bestens.
  • Auch eisenhaltiges Essen war vermehrt auf dem Speiseplan. Dennoch ist der Wert im letzten Drittel leicht unterhalb der Toleranzgrenze. Daher nehme ich einen Zusatz. Beim ersten Kind waren die Hb-Werte immer schlechter im Vergleich, da musste ich schon früher etwas nehmen.
  • Das Thema Vitamin D habe ich nicht wirklich auf dem Schirm gehabt. Der Wert ist sehr niedrig, 1/5 unter der Norm. Symptome habe ich keine bemerkt, aber jetzt wird mit Vitashine aufgefüllt.

Generell ist also nicht viel anders. Das neue Kind ist besser versorgt, wieso auch immer, und das ist schön, nein, das ist das Wichtigste.